In diesem Jahr zog es eine kleine Gruppe aus Düsseldorf ins Riesengebirge. Heinz Fischbach hatte für insgesamt neun Personen einen Kleinbus gemietet und ich fuhr mit meiner Frau Bettina und meinen Schwiegereltern Doris und Jochen mit unserem Auto.
Samstag, 23.08.
Gegen 7:00 Uhr fuhren wir von zu Hause los, um Doris und Jochen abzuholen. Auf der Fahrt entschlossen wir uns, entgegen der Naviempfehlung, die altbekannte Strecke über die A4 zu fahren. Schließlich wollten Doris und ich bei Magdala auf dem kleinen Parkplatz die leckerste Thüringer Rostbratwurst essen. Es muss eine der letzten Möglichkeiten gewesen sein, da die neue Autobahn fast fertig ist und der Umzug der Imbissbude ins Industriegebiet von Magdala kurz bevor stand. Ohne diese Rast hätten wir wohl nie erfahren, wo die Bude geblieben ist. Alles in allem sind wir gut durchgekommen und gegen 13:50 am Mühlenhotel in Girbigsdorf angekommen. Dort wurden wir schon sehnsüchtig von den anderen erwartet. Die hatten nämlich großen Hunger und das Restaurant im Hotel erst abends geöffnet. Da sich niemand in Görlitz auskannte, hatten sie auf uns gewartet. Nach dem Einchecken ging es dann mit unserem Touran und einem Großraumtaxi nach Görlitz. Nach einem kleinen Spaziergang sind wir dann im Café zum Flüsterbogen gelandet, wo es leckere Suppen und Kuchen gab, so dass alle zufrieden waren. Danach erkundeten wir ein wenig Görlitz. So kamen wir zur Peter und Paul Kirche an der Neiße mit der schönen Sonnenorgel und über die Brücke der Freundschaft nach Zgorcelec.
Der Großteil ging dann wieder zurück und der Rest ging auf der polnischen Seite, auf einer schönen neugestalteten Promenade, weiter bis zum ehemaligen Grenzübergang und von dort zum vereinbarten Treffpunkt. Danach ging es zurück zum Hotel, wo wir den Abend in geselliger Runde mit einigen Görlitzer Wanderfreunden verbrachten. Bei Achim Morgenstern holte ich mir noch ein paar Tipps für Wanderungen im Riesengebirge.
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Sonntag, 24.08.
Am Morgen wurden wir noch durch Regen geweckt. Aber schon während des guten und reichhaltigen Frühstücks lockerte es langsam auf. Bei der Stadtführung mit Achim Morgenstern war es anfangs noch ziemlich kalt. Aber nach und nach setzte sich immer mehr die Sonne durch. Wir hörten viele interessante Dinge über Görlitz und bekamen auch das ein oder andere Highlight zu sehen, welche man normalerweise nicht zu sehen bekommt, wie z. B. den Frühstücksraum im Schwippbogen.
Vielen Dank dafür nochmals an unseren Stadtführer! Zum Abschluss kehrten wir in den Schwippbogen ein, wo es richtig lecker Essen gab. Meine Empfehlung: Görlitzer Feuerfleisch und dazu ein leckeres Landskron!
Gut gestärkt verabschiedeten wir uns von Achim Morgenstern und machten uns auf den Weg Richtung Hirschberg. Nun wurde es für alle sehr spannend. Wann konnte man die Schneekoppe sehen. Als es dann soweit war, war es wie immer sehr überwältigend. Von Hirschberg aus bogen wir nach Schreiberhau ab, um das Riesengebirge zu überqueren. Auf diesem Stück stimmten dann meine Mitfahrer das Riesengebirgslied an. Zwar nicht alle in derselben Tonart, aber mit der gleichen Begeisterung. Mir lief jedenfalls ein leichter Schauer über den Rücken.
Die Straßen in Polen waren übrigens alle in einem tadellosen Zustand. Die Tschechen arbeiten hingegen noch sehr daran. Deswegen brauchten wir deutlich über drei Stunden bis zu unserem Quartier, der Josefsbaude. Bettina und ich kannten sie nur im alten Zustand und waren begeistert von der Renovierung. Nachdem alle ihre Zimmer bezogen hatten, war es auch schon Zeit für das Abendessen. Auch hier waren wir sehr angetan von der Speisekarte. Es war für jeden etwas dabei. Nach dem guten Essen spazierten Bettina, Jochen und ich hinauf zum Spindlerpass und genossen den wunderschönen Blick auf das erleuchtete Hirschberg und den tollen Sternenhimmel in der klaren Riesengebirgsluft.
Montag, 25.08
Heute war die erste Wanderung angesagt. Von der Josefsbaude ging es über den Spindlerpass zur Peterbaude, die momentan eine Ruine, bzw. Baustelle ist. Es stehen leider nur noch die Grundmauern. Von dort marschierten wir weiter zur Moravska Baude, wo wir auf ein Getränk einkehrten.
Danach ging es weiter zur Davidsbaude, wo eine erstmalige Trennung stattfand. Doris, Gerda und Jochen gingen von hier aus zurück. Der Rest marschierte fröhlich weiter nach Spindlermühle. Kurz vorher entschieden Bettina und ich lieber zur Weißwassergrundbaude zu gehen. Also teilte sich hier die Gruppe ein zweites Mal. In der Baude angekommen stärkten wir uns mit leckerem Essen und einer heißen Birne (Bettina) und einem kühlen Bier (ich) und fassten den tollkühnen Entschluss weiter zur Wiesenbaude zu gehen.
Gesagt, getan und eine gute Stunde später, in der wir wirklich stramm marschierten, kamen wir in der Wiesenbaude an. Der Weg durch den Weißwassergrund hinauf ist für mich einer der schönsten Wege. Immer bergan, mit Blick auf den Bach, der sich in unzähligen kleine Wasserfällen hinunter stürzt, bis man zum ersten Mal die Schneekoppe sieht. Darauf haben wir lange gewartet! Einfach toll!
Mittlerweile ist die Wiesenbaude die höchstgelegene Brauerei Europas. Man hat vor einiger Zeit angefangen ein eigenes Bier zu brauen, das Pahorac. Natürlich musste ich davon kosten. Bettina blieb lieber bei den süßen Sachen und genoss eine weitere Spezialität der Wiesenbaude, den Blaubeerkuchen.
Da wir rechtzeitig zum Abendessen zurück sein wollten drängte nun ein wenig die Zeit und wir machten uns gutgelaunt auf den Kammweg zurück. Immer wieder hatten wir, bedingt durch das Wechselspiel von Sonne und Wolken, wunderbare Ausblicke ins Hirschberger Tal.
Dann kam der Blick auf den kleinen Teich mit der Teichbaude und der Hampelbaude. Später der große Teich und die Mittagssteine. Hinter den Mittagssteinen gab es dann einen weiteren bewegenden Moment. Auf einer Kuppe stand eine Person, die wir aufgrund der gegen uns stehenden Sonne nur als Silhouette sahen. Zeitgleich kamen Bettina und ich auf den Gedanken, das kann nur Jochen oder Rübezahl sein. Betty stellte sich vor, wie schon ihr Groß- und Urgroßvater dort gestanden und auf jemanden gewartet haben. Ich hatte Jochen von der Wiesenbaude eine SMS über unsere ausgedehnte Wanderung geschickt und er ließ es sich nicht nehmen uns entgegen zu gehen. So marschierten wir den letzten Teil gemeinsam zurück. Zu Jochens Überraschung hatte ich einen Liter Dunkelbier von der Wiesenbaude mitgenommen, welchen wir vor dem Abendessen redlich geteilt haben.
Dienstag, 26.08.
Aufgrund der schlechten Wettervorhersage entschlossen wir uns schon am Vorabend heute nach Schlesien zu fahren. Über Spindlermühle und Hohenelbe ging es in östliche Richtung über Svoboda, Groß und Klein Aupa und die Grenzbauden ins heutige Polen. In Schmiedeberg besuchten wir den Miniaturen Park der niederschlesischen Baudenkmäler. Mit viel Liebe zum Detail wurden hier zahlreiche Kunstwerke im Maßstab 1:25 geschaffen und dank der guten Führung ein tolles Erlebnis.
Aber es kam noch besser. Von Schmiedeberg fuhren wir nach Fischbach zum dortigen Schloss, welches noch renoviert wird und im September als Hotel wieder eröffnet wird. Dies war ein Herzenswunsch von unserem 1. Vorsitzenden Heinz Fischbach. Dank der guten Polnischkenntnisse von Christel Sassen kamen wir sogar in den Genuss einer exklusiven, deutschsprachigen Führung und die Augen von Heinz funkelten mit den Sternen in der Bar um die Wette.
Von dort ging es dann weiter nach Schloss Lomnitz, wo wir eine längere Pause einlegten. Diese nutzen wir für ein leckeres Mittagessen, verschiedene Einkäufe handwerklicher Erzeugnisse (Keramik und Leinen), eine Besichtigung der Anlage und ein abschließendes Kaffeetrinken mit leckerem Kuchen. Gut gestärkt ging es dann wieder zurück zu unserem Quartier, der Josefsbaude.
Mittwoch, 27.08.
Heute war eine kleinere Tour geplant. Von der Erlebachbaude ging es über einen Bohlenweg zur Davidbaude. Von dort führte uns der Weg durch ein wunderschönes Tal mit einem kleinen Bach zur Bärenbaude. Leider zu früh für einen Einkehrstopp. Schade, denn die Baude wirkte sehr urtümlich und hatte eine schöne Sonnenterrasse.
So zogen wir weiter, den 1,5 km langen steilen Anstieg zur Martinsbaude hinauf. Hier kamen einige von uns ganz schön ins Pusten. Aber wir wurden für die Strapazen gut belohnt. In der urigen Baude gab es tolle Süßspeisen, ein echt deftiges Berggulasch, leckere Suppen und ein locker, lässig serviertes Bier. Der Wirt nutzte die Schwerkraft aus und servierte das volle Glas mit einer satten Umdrehung aus dem Handgelenk. Ich glaube ich hätte bei dieser Aktion den Inhalt im Gastraum verteilt.
Nach der Stärkung trennt sich die Gruppe. Ein Teil ging den leichteren Weg zurück über die Bradlerbaude und die Vogelsteine und der andere Teil marschierte zum Kammweg. Dort hatten wir zunächst einen schönen Blick auf die Schneegrubenbaude, um dann in die andere Richtung zu den Mann- und Mädelsteinen zu gehen. An der Peterbaude kamen unsere beiden Wege wieder zusammen, aber die anderen waren schon vorbei.
Den Abend ließen wir wieder in geselliger Runde, bei lecker Speis und Trank gemütlich ausklingen.
Donnerstag, 28.08
Heute ging es endlich zur Schneekoppe, da es wettermäßig der schönste Tag der Woche werden sollte. Was auch stimmte. Um 8:00 wurden wir von zwei Großraumtaxis abgeholt, die uns nach Petzer zur neuen Gondelbahn brachten. Mit dieser ging es dann auf die Schneekoppe, für einige von uns zum ersten Mal in ihrem Leben. Als wir alle oben waren, gab es den obligatorischen Gipfelschnaps und -foto. Danach war freier Aufenthalt angesagt.
Der Großteil der Truppe machte sich dann so langsam auf zum Kammweg, auf dem wir zurück zur Josefsbaude wanderten. Der andere Teil fuhr mit dem Taxi Heim. Das erste Highlight für die Wanderer war der Blick auf den kleinen Teich mit den beiden Bauden und das dahinter liegende Hirschberger Tal. Immer wieder ein toller Anblick, den auch ich jedes Mal sehr genieße. Alle paar Meter ändert sich der Blick, da der Weg hier eine Kurve beschreibt. Danach kam der große Teich, der aber nicht ganz so begeistert, da hier einfach die Bauden fehlen. Zumindest empfinde ich es so.
Bei den Mittagssteinen machten wir dann auf der schönen RGV-Bank eine längere Rast und Christel Sassen klärte die dort anwesenden Polen über die Geschichte dieser Bank auf, die diese erstaunt zur Kenntnis nahmen.
Freitag, 29.08
Am heutigen Tag ging es für die fitten Wanderer zur Elbquelle. Auf dem Hinweg über den Kamm ließen wir uns zunächst etwas Zeit. So machten wir sowohl an den Mädel- als auch den Mannsteinen jeweils eine Rast. Da es bis zur Elbfallbaude ja keine Einkehrmöglichkeit gab, wurden dabei auch die Rücksäcke erleichtert. Am Abzweig zur Martinsbaude zog sich dann so langsam aber sicher der Himmel zu und wir erhöhten unsere Schrittzahl. So wurde der Aufstieg zur Schneegrubenbaude doch beschwerlicher als wir uns erhofft hatten. Es war für den ein oder anderen von uns schon eine echte Herausforderung bei dem Wind und dem Regen den steilen Weg über das Geröllfeld zugehen. Oben angekommen ließen wir uns den fantastischen Blick in die Schneegruben aber nicht vom Wetter vermiesen. Ganz im Gegenteil war es sogar faszinierender als bei Sonnenschein!
Kurze Zeit später, wir gerade an der Schneegrubenbaude vorbei, klarte es auch schon wieder auf und wir hatten bald schönstes Wetter. Jetzt konnten wir auch schon die Elbquelle sehen und in lockerem Schritt ging es bis dorthin. Dort machten wir eine längere Rast und leerten unsere Rucksäcke. Heraus kam ein ausgewogenes Menue. Kaminwurz, Apfel, Müsliriegel, Colorado und Hanuta. Dazu gut durchgeschütteltes Wasser.
Da wir diese ja schon kannten entschieden wir uns die kurze Strecke zur Bradlerbaude weiter zu gehen und dort einzukehren. Diese Entscheidung hat sich dann wirklich gelohnt. In urigem Ambiente gab es den leckersten Blaubeerkuchen des ganzen Riesengebirges.
Gut gestärkt und noch besser gelaunt machten wir uns dann auf das letzte Stück unseres Heimweges.
An den Vogelsteinen nochmal kurz angehalten, um die Aussicht zu genießen und dann weiter zur Peterbaude und Josefsbaude. Auf dem letzten Kilometer kam uns dann mein Schwiegervater entgegen, der diesmal nicht dabei, sondern bei Doris geblieben war.
Keine fünf Minuten nachdem wir in der Baude angekommen waren, fing es dann wieder an zu regnen. Gutes Timing!
Nachdem Heinz Fischbach das Navigationsgerät, welches er mir am Morgen mitgeben hatte, ausgewertet hatte, waren die meisten von uns sehr überrascht und ebenso stolz auf ihre eigene Leistung. 21,3 km und fast 800 Höhenmeter!
Samstag, 30.08
Heute war ein besonderer Tag, der 50. Geburtstag meiner lieben Frau Bettina. Da ließ es sich die Wandergruppe nicht nehmen, unter Dirigent Jochen, Bettina mit einem wunderschönen Geburtstagsständchen im Frühstücksraum zu empfangen. Danach gab es Sekt und zwei leckere Obstkuchen. Was für eine Überraschung. Nach einigen Reden und einem ausgedehnten Frühstück, stand unser letzter Tag zur freien Verfügung. Bettina und ich fuhren mit dem Auto nach Spindlermühle, da wir dort bisher immer nur durchgefahren sind. Aber ehrlich gesagt hat es sich nicht wirklich gelohnt, es gibt wirklich schönere Orte.
So fuhren wir zur Talstation des Medvedin-Sesselliftes. Wir wollten zum Abschluss unserer Fahrt einmal den „Blick von Gegenüber“ genießen. Als wir oben angekommen waren und ein wenig den Blick auf die Erlebachbaude genossen hatten, entschieden wir spontan, einfach mal loszugehen. Über die Vrbatova Baude marschierten wir zum Pantschenfall.
Da wir einmal unterwegs waren gingen wir weiter zur Elbfallbaude, um dort zu Mittag einzukehren. Hier sind wir bis dahin auch immer nur vorbei marschiert. Wahrscheinlich hat es am schön sozialistischen Flair dieser Baude gelegen. ;-) Auf jeden Fall gab es dort ein leckeres Erbsensüppchen und noch einmal das leckere Pahorac Bier. Welches auf der Wiesenbaude gebraut wird. Alles in allem ein würdiger Abschluss einer schönen Wanderwoche. Anschließend ging es gemütlich zurück zum Sessellift. Auf der Talfahrt genossen wir dann den (vorerst) letzten Blick auf die Schneekoppe.
Um 16:00 Uhr lud Bettina dann alle Wanderfreunde zu Kaffee und Kuchen ein. Danach war ein wenig Ruhe angesagt, bevor wir unser letztes Abendessen in der Josefsbaude genossen.
Sonntag, 31.08.
Heute ging es dann zurück nach Hause. Zuerst wurden die Autos gepackt und danach ein letztes Mal das tolle Frühstücksbuffet genossen. Dann hieß es Abschied nehmen vom Riesengebirge.
Auf der Rückfahrt, die sich aufgrund zweier unterschiedlich reagierender Navigationsgeräte sehr spannend gestaltete, erfüllten wir dann Gerlinde Manns noch einen Herzenswunsch und machten einen Abstecher nach Oberseifersdorf, wo sie einige Jahre ihrer Kindheit verbracht hat.
Danach ging es dann getrennt nach Hause.
So ging eine wunderschöne Wanderwoche, leider viel zu schnell, zu Ende.
Vielen Dank an Heinz Fischbach für die tolle Organisation der Fahrt!
Bettina und Dirk Bruchhausen